Das Grüne Blatt 1.2010: Streuobst - Alternativen zum Apfel
Werner Ollig, DLR Rheinpfalz
Birgit Heinz-Fischer, Gemeinde-und Städtebund Rheinland-Pfalz
Historie
Streuobstwiesen dienten ab dem 18. Jahrhundert ursprünglich der Selbstversorgung mit Obst in den bäuerlichen Familienbetrieben. Gepflanzt wurde in Wiesen, die in einem Gürtel um die Dörfer lagen mit Baumabständen von 10-15 m. So entstanden die landschaftsprägenden Streuobstwiesen mit doppelter Nutzungsmöglichkeit als Wiese/Weide und zur Obstproduktion.
Bis in die 50-er Jahre trugen diese Bäume zur Obstversorgung entscheidend bei, danach nahm ihre Bedeutung rapide ab. Parallel zu den wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Lande mussten die großkronigen Obstbäume den Anforderungen der modernen Landwirtschaft und dem veränderten Verbraucherverhalten weichen.
Ökologische Bedeutung
Aufgrund des Strukturwandels gehören Streuobstwiesen heute zu den gefährdeten
Biotopen und erfahren aufgrund ihrer landschaftsprägenden und ökologischen Bedeutung besonderen Schutz und Förderung.
Nach Angaben der Universität Hohenheim bieten sie in Deutschland Lebensraum
für über 5.000 Tier-und Pflanzenarten sowie für über 3.000 Obstsorten und stellen somit ein unschätzbares Reservoir an genetischer Vielfalt dar.
Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen erfreuen sich weiterhin einer großen Beliebtheit bei Städten und Gemeinden, z. B. als Ausgleichsfläche oder für das Ökokonto. Das Motto lautet „Landschaftspflege bzw. Naturschutz durch Nutzung“.
Denn man hat erkannt, dass viele Tier- und Pflanzenarten nur dann überleben
können, wenn die Kulturlandschaft den Anforderungen entsprechend gepflegt wird.
Streuobstwiesen beherbergen viele Obstarten!
Streuobstwiesen bieten eine große ökologische Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Das gilt auch für die gepflanzten Obstarten. Doch schaut man einmal auf die
Pflanzenliste bestehender Anlagen, dann stellt man oft fest, dass der Apfel absolut
im Vordergrund steht. Das führt zu einer künstlichen Einengung des Artenspektrums und hat mit der ursprünglichen Absicht nicht viel zu tun.
Laut Arbeitsgemeinschaft Streuobst e. V. lautet die allgemeingültige Definition:
„Die Streuobstwiese ist die traditionelle Form des Obstanbaus – in Unterscheidung
zur Obstplantage. Auf Streuobstwiesen stehen hochstämmige Obstbäume
unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten und Sorten“.
Alternative Arten und Sorten
Um dieser Definition gerecht zu werden, sollten neben den Kernobstarten Apfel,
Birnen und Quitten unbedingt auch geeignete andere Obstarten und –sorten Berücksichtigung finden. Die Früchte können zum Teil frisch genossen oder zu besonderen Produkten veredelt werden (Brennerei, Mosterei, Küche bzw. Gastronomie).
Steinobstarten für Streuobstwiesen:
Bezeichnung/ Sorten
| Aussehen, Form |
Süßkirsche "Lambsheimer Kurzstiel" "Meckenheimer Frühe Rote!" Vogelkirsch-Sämling etc.
| Klein-mittelgroße Früchte, frühe Sorten, deshalb meist wurmfrei |
Echte Pflaume "Ontario-Pflaume", "Gräfin Cosel", "Zibarte" etc. | Runde Frucht, weiches, saftiges Fruchtfleisch |
Zwetsche (Zwetschge) "Kandeler Zuckerzwetsche", "Königsbacher Frühzwetschge" etc.
| länglich ovale Fruchtform, natürliche Beduftung, gut
|
Reneklode (Reineclaude) "Qullins Reineclaude"
| Rundliche, grün-gelbe Frucht, schlecht steinlösend |
Mirabelle
| Klein, rund, gelb-rot, süß-aromatisches Fruchtfleisch |
Weitere heimische Pflanzen
Geeignete Pflanzen für Streuobstwiesen müssen robust, anspruchslos und pflegeleicht sein. Darüber hinaus sollen sie einen üppigen Blütenschmuck und/oder verzehrbare Früchte bieten, wie z. B. eßbare Mandeln und Eßkastanien.
Eine Bereicherung der ökologischen Vielfalt stellen auch Großsträucher dar, die sich gut in die Streuobstwiesen integrieren lassen, wie z. B. die bedornte Schlehe (Prunus spinosa) oder die dekorative Mispel (Mespilus germanica). Die Mispel bildet imposante, große Sträucher mit herrlichen, creme-weissen Blüten und dekorativen Früchten. Beide können auch als Baum erzogen werden, sind robust und schnittverträglich und wachsen ohne Probleme auf allen Standorten.
Von besonderem Zierwert ist die überreiche und regelmäßige Blüte ab März bis April, die für die Nektarbesucher eine üppige Bienenweide darstellt. Speierling und Walnüsse waren einst landschaftsprägende Bäume der Rheinebene. Erstgenannte findet man heute kaum noch, Walnüsse sind teils stark überaltert, so das sie unbedingt bei Neupflanzungen berücksichtigt werden sollten.
Weitere Obstarten für Streuobstwiesen
Obstart/ Geeignete Sorten (Auswahl)
| Vorteile |
Walnuß (Juglans regia)
|
|
Speierling bekannteste Sorte im Handel
|
|
Essbare Mandel (Prunus dulcis) "Große Prinzessmandel", "Dürkheimer Krachmandel" "Ferragnes", "Ferraduell", "Ferrastar" (F) |
|
Eßkastanien "Ecker" (A), "Tisenser"(I),
|
|
Mispel
|
|
Schwarzer Holunder
|
|
Kornelkirsche
|
|
Weisse Maulbeere
|
|
Weitere Informationen: www.gartenakademie.rlp.de
Download