Das Grüne Blatt 1.2014: Was tun gegen Buchsbaumzünsler?

Das Grüne Blatt 1.2014: Was tun gegen Buchsbaumzünsler?

Oliver Martinez, Dr. Bernd Augustin; Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Birgit Heinz-Fischer, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz


Buchsbaum in Gefahr

Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) ist ein aus Ostasien stammender Kleinschmetterling, der sich in den letzten Jahren sehr rasch in Mitteleuropa ausbreitet. Vermutlich wurde der Schädling aus China nach Europa eingeschleppt und bereitet den Gärtnern große Sorgen. Die ersten Befallsherde wurden in 2007 in der Nähe von Binnenhäfen (Weil am Rhein, Kehl am Rhein) in Südbaden entdeckt. Seit dem hat sich der Schädling in vielen Gebieten Deutschlands festgesetzt. Starkbefallsgebiete konzentrieren sich entlang des Oberrheins. Großräumig verbreitet wird er mit befallener Baumschulware und ist daher auch häufiger in den Verkaufsregalen von Gartenzentern zu finden. Kleinräumig können die Schmetterlinge im Umkreis von ca. 5 Km neue Wirtspflanzen befallen. Aus Rheinland-Pfalz erreichen uns Befallsmeldungen und Proben v. a. aus dem Rheintal (Pfalz und Rheinhessen), sowie dem Nahetal und der Südeifel (Moseltal). Es ist aber davon auszugehen, dass sich mittlerweile Vorkommen in allen wärmeren Landesteilen insbesondere an Flussläufen etabliert haben.


Schadbild

Der Buchsbaumzünsler verursacht an Buchsbaumpflanzungen in Privatgärten, sowie Park- und Gartenanlagen beträchtliche Fraßschäden. Oftmals wird ein Befall erst im späten Stadium festgestellt. Dann ist meist eine hell-bräunliche Verfärbung der Pflanzen zu beobachten. Von vielen Blättern sind dann nur noch die Blattrippen oder Stiele übrig. Neben zahlreichen Spinnfäden sind in den Gespinsten und am Boden unzählige grünliche Kotkrümel zu finden. Verursacher der Schäden sind die Raupen, die ab März/April aktiv werden. Einen Befall im frühen Stadium zu entdecken ist schwierig, aber für eine rechtzeitige und wirksame Bekämpfung sehr wichtig. Zunächst verursachen die jungen Raupen einen so genannten Schabefraß, bei dem sie nur die oberste Schicht des Blattes mit ihren Mundwerkzeugen abschaben. Dieser macht sich durch Aufhellungen an den Blättern bemerkbar. Der Blattfraß findet dabei vom Inneren der Pflanzen nach außen statt. Dies ist bei Kontrollen zu berücksichtigen. Nachdem die Raupen das Blattwerk vernichtet haben, beginnen sie die grüne Rinde um die Zweige herum abzufressen. Pflanzenteile oberhalb dieser Fraßstellen sterben dann ab. Die Raupen sind hell- bis dunkelgrün gefärbt. An den Seiten verlaufen Streifen mit schwarz-weiß-schwarzer-Bänderung. Sie besitzt weiße Borsten und eine schwarze Kopfkapsel. Insgesamt sind die Tiere gut getarnt und sind im Buchsbaum nur schwer zu finden.


Biologie

Im Frühjahr treten als erstes die jungen Raupen in Erscheinung, die in Gespinsten zwischen den Blättern, aber auch in Ritzen und Spalten in der Nähe von Buchsbäumen überwintern. Sie Beginnen ihre Fraßaktivität, wenn Temperaturen von über 7 °C erreicht werden. Dies ist i. d. R. je nach Witterungsverlauf ab Mitte März bis Anfang April gegeben. In sehr warmen Frühjahren konnte dies bereits im Februar beobachtet werden. In der anschließenden Wachstumsphase nehmen die Raupen große Nahrungsmengen auf und  durchlaufen 6 (bis 7) Larvenstadien. Bis zur Verpuppung erreicht die Raupe eine Körperlänge von ca. 5 cm. Untersuchungen zufolge kann eine Raupe in dieser Hauptschädigungsphase bis zu 45 Blätter vertilgen. Ab Ende Mai sind dann die zunächst grünlichen, dann braunen, ca. 2 cm langen Puppen zu beobachten, die sich gut getarnt im Inneren der Pflanzen verbergen. Hin und wieder kann man dieses Entwicklungsstadium auch an benachbarten Pflanzen finden. Der Falter erscheint in unseren Breiten etwa ab Ende Juni und hat eine Flügelspannweite von 4 bis 5 cm. Die Flügel sind i. d. R. seidig weiß gefärbt mit einer breiten braunen Umrandung. Die nachtaktiven Falter sind auf der Blattunterseite verschiedener Gehölze zu finden. Sie werden nur 8 bis 9 Tage alt. Die weiblichen Schmetterlinge können auch Entfernungen von mehreren Kilometern zurücklegen, um ihre Eier an Buchsbäumen

abzulegen. Die linsenförmigen und anfänglich blassgelblichen Eier werden als dichter Eispiegel an die äußeren Blätter abgelegt, in denen später die schwarzen Kopfkapseln sichtbar werden. Nach anfänglichem Schabefraß der frisch geschlüpften Räupchen, dringen sie ins Innere der Pflanzen vor. Dort überwintert die letzte Generation in dichten Gespinsten. In Deutschland schädigt der Buchsbaumzünsler vor allem Buxus sempervirens. Neben Buxus-Arten können auch Euonymus-Arten als Wirtspflanzen dienen. Je nach Kleinklima ist mit zwei bis drei Generation zu rechnen, die sich überlappen. Daher sind oft alle Entwicklungsstadien zeitgleich auf einer Wirtspflanze zu beobachten.


Gegenmaßnahmen

Ab März sind Buchsbaumpflanzungen regelmäßig auf Befall zu kontrollieren. Dabei ist auf Fraßspuren, Eigelege, Raupen, Gespinste und Kotkrümel im Blattwerk zu achten. Nur bei frühzeitiger Diagnose sind noch wirksame Gegenmaßnahmen möglich, die eine Ausbreitung auf weitere Pflanzen verhindern. Bei leichtem Befall sollte der Buchsbaumschnitt so terminiert werden, dass möglichst viele Eispiegel entfernt werden. Theoretisch besteht die Möglichkeit, die Raupen mittels Hochdruckreiniger oder eines geeigneten handgeführten Gebläses aus den Pflanzen zu entfernen. Die abgefallenen Raupen und Puppen müssen, ebenso wie Schnittgut, nachhaltig entsorgt werden (z. B. Restmüll). Diese Maßnahmen alleine aber reichen nicht aus, den Befall ausreichend zu reduzieren. Außerdem sind sie mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden.

Die Mittelwahl zur chemischen Bekämpfung des Buchsbaumzünslers wird im öffentlichen Grün durch §17 Pflanzenschutzgesetz stark eingeschränkt. Zurzeit ist im Bereich öffentliches Grün gegen freifressende Schmetterlingsraupen an Ziergehölzen nur das Mittel Dipel ES (Bacillus thur./kurstaki) zugelassen. Folgende besonderen Auflagen sind bei einer Anwendung von Dipel einzuhalten:

  • Behandlungsbereich absperren
  • 3 m Sicherheitsabstand (Publikumsverkehr)
  • Warnschilder bis 48 h nach Behandlung


Voraussetzungen für eine gute Wirksamkeit sind:


  • frühzeitige Anwendung auf junge Raupen
  • Maximale Benetzung
  • Temperaturen >20°C
  • Erfolgskontrolle und ggf. Nachbehandlung


Alternativen für Buchs

Bei stark geschädigten Pflanzen oder großflächigem Befall sollte ein Verzicht von Bux-Nachpflanzungen erwogen werden (Beispiele):


Schnittverträgliche Sträucher:

  • Hainbuche (Carpinus)
  • Liguster (Ligustrum)
  • Eibe (Taxus)


Schnittverträgliche Halbsträucher:

  • Lavendel (Lavandula)
  • Heiligenblume (Santolina)


Informationen

Sehr gut aufbereitete Informationen erhalten Sie auf folgenden Internetseiten unter dem Suchbegriff „Buchsbaumzünsler“: