Das Grüne Blatt 2.2015: Freiflächenoptimierung: Das Eh da-Konzept
Eh da-Flächen sind Flächen, die weder einer landwirtschaftlichen noch einer naturschutzfachlichen Nutzung unterliegen. Sie sind nichts Besonderes, quasi ubiquitär und „eh da“ – also ohnehin vorhanden. Beispiele sind Straßensäume, Wegböschungen oder innerörtliche Grünanlagen. Dabei wird angenommen, dass das ökologische Potenzial bzw. die Biodiversität dieser vorwiegend gräserdominierten Flächen optimiert und damit hochwertige Lebensräume für Pollinatoren, insbesondere im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen (v.a. Blütenbestäubung), geschaffen werden können.
Mark Deubert, RLP Agroscience – Institut für Agrarökologie
Birgit Heinz-Fischer, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz
Hierbei werden nicht nur die Honigbienen, sondern besonders auch die Wildbienen mit ihren 550 Vertretern in den Fokus genommen. Für sie ist die Vernetzung von Habitaten besonders wichtig, da die Wildbiene mit kürzeren Flugradien als die Honigbiene besonders auf nah beieinanderliegende Brut- und Sammelhabitate angewiesen ist (kombinierte Lebensräume).
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Flächenversiegelung (v.a. durch Siedlungs- und Verkehrswegebau) werden der Flora und Fauna Habitatflächen entzogen. Hier setzt das Eh da-Konzept an und stellt Lösungen zur optimalen Gestaltung und effizienteren Nutzung der verfügbaren Flächenressourcen bereit. Dabei werden gezielt unterschiedlichste (lokale) Akteure involviert, da die Förderung von Biodiversität eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und folgende potenziellen Zielgruppen betreffen kann: Kommunen (Bauamt, Grünamt, Straßenmeisterei), Landwirte, Imker, Gärtner, engagierte Bürger, etc.
Was bisher geschah
Das von der Initiative „Innovation und Naturhaushalt“ (ehemals FNL, nun Forum Moderne Landwirtschaft) initiierte Eh da-Projekt wurde im Jahr 2012 mit einer wissenschaftlichen Potenzialstudie begonnen. Darin wurde das theoretische quantitative und qualitative Potenzial von Eh da-Flächen mit Hilfe geodatenbasierter Methoden erfasst. Je nach Strukturiertheit ergeben sich bundesweite Eh da-Potenziale von 3 – 6% je Landschaftsraum, von denen rund dreiviertel einen monotonen und damit optimierbaren Ausgangszustand aufweisen.
In einem zweiten Schritt wurden in Semifreilandversuchen unterschiedlichste Maßnahmen zur Aufwertung von Eh da-Flächen getestet: einerseits Neuanlagen wie die Ansaat mehrjähriger Blühsaatmischungen, Strukturanreicherungen in Form von Totholz- oder Lesesteinhaufen oder Insektenhotels, andererseits Pflegemaßnahme wie Staffelmahd, Rohbodenpflege oder Gehölzfreischnitt mit Totholzerhalt.
Die mit der Potenzialstudie und den Semifreilandversuchen gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Praxisleitfaden zusammengeführt. Dieser beinhaltet verständliche Aufwertungsanleitungen mit konkreten Maßnahmen- und Kostenkatalogen für interessierte Akteure, z.B. bienen- und standortoptimierte Mahdzeitpunkte. Bei zielgerichteter Abstimmung bzw. Planung können solche Maßnahme in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden, so dass effiziente und kostengünstige Lösungen umzusetzen sind. Im Frühling 2015 werden in der Modellkommune Bornheim bei Landau erste Aufwertungs- und abgestimmte Pflegemaßnahmen umgesetzt werden.
Ausblick
Insgesamt ist ein erhebliches Potenzial an Eh da-Flächen vorhanden, das hinsichtlich der Lebensraumeignung für wichtige Tiergruppen (z.B. Bienen) aufgewertet werden kann. Damit kann ein enormer Beitrag zur Steigerung der Biodiversität und zur Sicherstellung von Ökosystemdienstleistungen geleistet werden. Zugleich kann bei dieser Flächenoptimierung der Aspekt der Ästhetik berücksichtigt werden, um beispielsweise mit der Aufwertung exponierter innerörtlicher Flächen das Ortsbild zu verschönern. Das Eh da-Konzept wird zukünftig mit weiteren Partnern (Kommunen, Landwirten und Gartenakademie RLP) intensiviert und fortgeführt. Beispielsweise auch auf der Landesgartenschau in Landau, wo seit dem 17.04.2015 unterschiedliche Aufwertungs- und Pflegemaßnahmen auf Eh da-Flächen ausgestellt werden.
Kontaktdaten:
RLP Agroscience - Institut für Agrarökologie
- Dr. Matthias Trapp (zentrale Fragen)
06321/671-426
Matthias.Trapp@agroscience.rlp.de - Mark Deubert (dezentrale Fragen)
06321/671-481
Mark.Deubert@agroscience.rlp.de - Klaus Ullrich (Landschaftsplanung)
06321/671-481
Klaus.Ullrich@agroscience.rlp.de
Link: www.eh-da-flaechen.de