Das Grüne Blatt 3.2015: Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer - ein neuer gefährlicher Schädling!
Oliver Martinez / Bernd Augustin, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Birgit Heinz-Fischer, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz
Warum ist dieser Käfer so schädlich?
Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis) ist ein besonders gefährlicher Schädling, da er im Gegensatz zu fast allen anderen Bockkäfern auch lebende und ungeschwächte Bäume anfällt. Stark befallene Bäume sterben ab. Auch schwächer befallene Bäume müssen oft gefällt werden, weil die Bohrgänge die Stabilität der Stämme und Äste zerstören. Die Käferart kann sich in vielen Gehölzarten entwickeln und wurde bereits an Ahorn, Pappeln, Weiden, Erle, Eschen, Apfel, Maulbeere, Platane, Kirsche, Birne, Robinie, Rose, Ulme, Rosskastanie, Birke, Tulpenbaum festgestellt. Nicht befallen wurden bisher Buche, Eiche oder Nadelbäume.
Wie sieht dieser Bockkäfer aus?
Die Käfer sind schwarz mit etwa 20 samtig weißen Flecken auf den Flügeldecken. Sie werden etwa einen Monat alt. Die Männchen erreichen eine Körperlänge bis 25 mm. Ihre Antennen werden 2 ½ mal so lang wie der Körper. Die Weibchen erreichen eine Körperlänge von 35 mm, wobei sich ihre Fühler lediglich über ⅓ der Körperlänge erstrecken. Die Antennenglieder sind zum Teil hellblau. Die 5-7 mm langen, länglich weißlichen Eier werden einzeln etwa eine Woche nach der Paarung unter die Rinde in eine von außen genagte Grube abgelegt. Ein Weibchen legt über 30 Eier. Nach zwei Wochen ist die Eientwicklung abgeschlossen. Die Larven fressen zunächst im Kambium, später im Holz. Die Gänge, besonders die Ausfluglöcher, haben einen Durchmesser von bis zu 1 cm. Die Larven werden bis 50 mm lang, sind beinlos, und haben einen braunen Brustschild und Kopf. Die Puppen liegen in besonderen Kammern im Splintholz.
Wie kann ich den Befall erkennen?
Bei importiertem Schnittholz sind die dicken Fraßgänge der Larven leicht zu erkennen. Die auffälligen Tiere selbst sind nur selten zu sehen. Vergleichbares gibt es in unserer heimischen Fauna nicht. Besonders sollte man auf die etwa 1cm breiten Ausbohrgänge der geschlüpften Käfer achten. Die ersten Symptome an frisch befallenen Bäumen sind die vom Weibchen genagten, trichterförmigen Eiablagegruben in der Rinde. Aus ihnen tritt meist nach kurzer Zeit schleimiger Saft in dicken Tropfen aus. Die Fraßgänge der Laven kann man nur selten von außen sehen, wenn die Rinde sich ablöst. Doch drücken sie die groben Nagespäne aus den Fraßgängen, wo sie am Fuß des Baumes oder in Astgabeln liegen. Es ist anzunehmen, dass die Bockkäfer in Mitteleuropa 2 Jahre für ihre Entwicklung brauchen. Bäume in der Nähe von Speditionen, Bahnhöfen, Häfen und Bauhöfen sollten besonders beobachtet werden. Denn überall wo Holzverpackungen aus China anfallen, können die Bockkäfer eingeschleppt werden. Bisher waren häufiger Paletten und Verpackungen von Granitsteinen oder –pflaster befallen.
Im Rahmen der zwei üblichen Baumkontrollen, die jährlich durchgeführt werden, sollte auf die oben beschriebenen Symptome geachtet werden, um einen Befall möglichst frühzeitig zu entdecken. Ein spät entdeckter Befall, bei dem sich der Schädling schon über ein größeres Gebiet ausgebreitet hat, zieht sehr aufwändige Tilgungsmaßnahmen nach sich.
Wo ist der Bockkäfer verbreitet?
Der Asiatische Laubholzbockkäfer stammt aus China, Korea, Südjapan und Taiwan, wo er besonders in Pappeln, Weiden und Erlen lebt. Das Befallsgebiet dehnt sich unter natürlichen Bedingungen um etwa 300 Meter pro Jahr aus. In die USA wurde er 1996 verschleppt. In den meisten Bereichen konnte er wieder eliminiert werden, doch im Staate New York und der Umgebung von Chicago konnte er sich etablieren. Innerhalb Europas wurde der Schädling seit 1998 gleich mehrfach nach Südengland eingeschleppt. Er konnte sich dort bisher nicht ansiedeln. In Italien wurde er im Jahr 2000 nördlich von Mailand gefunden, nachdem er dort sicher schon ein Jahr gelebt hat. In Deutschland sind Befallsherde in NRW, Bayern und Sachsen-Anhalt bekannt. Alle Einschleppungen konnten auf befallenes Verpackungsholz aus China zu-rückgeführt werden. Den Ausbrüchen wird mit intensiven Bekämpfungsmaßnahmen begegnet. Eine Ansiedlung fand in Deutschland bisher noch nicht statt.
Was tun bei Befallsverdacht?
Zunächst muss die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier über den „Befallsverdacht mit dem geregelten Schaderreger: Asiatische Laubholz-Bockkäfer“ benachrichtigt werden (Tel.: 0651 94 94 528). Nach Sicherstellung von Belegstücken werden alle erforderlichen Maßnahmen getroffen mit dem Ziel, den festgestellten Befall zu vernichten oder wenigstens eine Ausbreitung zu verhindern.
Eine chemische Bekämpfung ist oft nicht möglich, da man die Wirkstoffe schlecht in die Bohrgänge einbringen kann. Eine Ansiedlung des Schädlings wird daher durch das Fällen der befallenen Bäume verhindert. Des Weiteren finden im Umkreis Fällungen wichtiger Wirtsbäume statt. Begleitet werden die Maßnahmen durch ein intensives Monitoring.
Man kennt bisher zwar noch keine Eiparasiten dieser Art, doch besonders Schlupfwespen und Rindenkäfer töten die jungen Larven ab. Versuche mit Bacillus thuringiensis waren nicht erfolgreich. Durch den Einsatz von insektenpathogenen Nematoden (Steinernema carpocapsae) konnte man dagegen viele der Larven abtöten.
In China sind bestimmte Pappelhybriden gezüchtet worden, die offensichtlich von den Bockkäfern gemieden werden. Durch die Wahl von geeignetem Pflanzmaterial können Neuanpflanzungen nun vor dem Käferbefall geschützt werden.
Weiterführender Link zum Thema mit guten Bildern des Schädlings und der Symptome: http://pflanzengesundheit.jki.bund.de/index.php?menuid=60&reporeid=72
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