Das Grüne Blatt 4.2015: Mechanische Unkrautbeseitigung

Das Grüne Blatt 4.2015: Mechanische Unkrautbeseitigung

Dr. Bernd Augustin, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Birgit Heinz-Fischer, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz


Keine Glyphosat-Genehmigungen mehr in Rheinland-Pfalz

Die Vorzüge von Herbiziden im Siedlungsbereich waren neben der Wirtschaftlichkeit die einfache Handhabung und die Unabhängigkeit von der Oberflächenbeschaffenheit. Für eine Anwendung von Herbiziden außerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen bedarf es einer Genehmigung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) nach §12 Pflanzenschutzgesetz. Am häufigsten zum Einsatz kam der Wirkstoff Glyphosat (z.B. "Roundup"-Mittel). Im Rahmen der Reregistrierung des Wirkstoffes wurden Bedenken hinsichtlich seiner toxikologischen Eigenschaften geaur1ert. Seit dem 30.06.2015 werden daher keine Genehmigungen für diese Anwendung des Wirkstoffes mehr erteilt.

Alternative mechanische Verfahren zur Unkrautkontrolle zeichnen sich durch eine große Vielfalt von Geräten aus, die ganze Messen füllen. In Abhängigkeit von der Bauweise ist die Verwendbarkeit der Geräte eng begrenzt und abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit der zu pflegenden Flächen.


a) ... auf gewachsenem Boden

Auf gewachsenem Boden können Geräte eingesetzt werden, die die manuelle Arbeit in mehr oder weniger großem Umfang mechanisieren. Sofern es nur um eine temporäre Beseitigung von Pflanzenaufwuchs ohne Bodenbewegung geht, kommen schneidende oder häckselnde Geräte in Betracht. Das Spektrum reicht vom Fadenschneider über den Freischneider bis zu Buschhäckslern, die das Schnittgut noch auf der Fläche verteilen.

Zur Bearbeitung einer gewachsenen Bodenoberfläche sind andere, an die jeweilige Flächenbeschaffenheit angepasste, Gerätetypen erforderlich. Angefangen vom Hackboy (Aufsatz für den Freischneider) für kleine Beetflächen, über diverse Excenterhacken bis hin zu Großgeräten, die im Gartenlandschaftsbau für den Wegebau eingesetzt werden. Die Wirkung dieser Geräte ist abhängig vom Bodentyp und der Witterung während der Bearbeitung.

Zur Erhaltung von Rasensportflächen sind Schleppergezogene Pflegegeräte mit großer Arbeitsbreite vorgesehen. Neben der Beseitigung von Unebenheiten belüften sie den Wurzelraum der Graser und verhindern, dass sich Moos und die unerwünschte Einjährige Rispe festsetzen. Ein regelmäßiger Einsatz solcher Geräte beugt einer Verunkrautung vor und verlängert die Lebensdauer von stark beanspruchten Spielflächen.


b) ... auf wassergebundenen Flächen

Auf wassergebundenen Flächen sind Geräte mit rotierenden Werkzeugen, beispielsweise Stachelwalze (lgelrotor) oder Kreiselegge einsetzbar. Durch Bearbeitung der oberen Belagsschicht wird das Unkraut herausgelöst und auf der Oberfläche abgelegt. Einsetzbar sind derartige Geräte z. B. auf Park- oder Friedhofswegen. Diese Bauweise ist verbunden mit einem vergleichsweise hohen Anschaffungspreis und einer niedrigen Arbeitsgeschwindigkeit.

Schleppergezogene Spezialgeräte mit großer Arbeitsbreite und -geschwindigkeit wurden zur Pflege von wassergebundenen Sportplatzen entwickelt. Diese Tennenplatzpflegegeräte egalisieren die Fläche, lockern und rückverfestigen die oberste Belagsschicht. Ein regelmäßiger und sachgerechter Einsatz verhindert Oberflächenverdichtungen und beugt einer Verunkrautung vor. Sie sind nicht geeignet, bereits etablierte Unkrautprobleme (z.B. Vogelknöterich) zu beseitigen.


c) ... Flächen mit befestigten (harten) Oberflächenbelägen

Eine kaum zu überschauende Vielzahl an Geräten wird zur Pflege von Verbundstein  und Plattenbelägen angeboten. Dabei handelt es sich i.d.R. um horizontal oder vertikal rotierende Borsteneinheiten in jeder Größenordnung und allen erdenklichen Bauformen (z.B. mit Staubbindung oder Schmutzaufnahme). In Abhängigkeit vom Bürstenmaterial unterscheidet man Unkrautbürsten und Kehrgeräte.

Zur Unkrautbeseitigung werden meist Metallbürsten (Zapfbürsten oder Federstahlelemente) verwendet. Sie beseitigen auch größere Pflanzen, Mulchmaterial und Erdansammlungen (Sanierung). Tellerbürsten mit einstellbarem Anstellwinkel sind auch zur Säuberung von schwierigen Bereichen geeignet (z.B. Rinnsteine oder  trogförmige Abflussrinnen). In Abhängigkeit von dem erforderlichen Druck und der Fahrgeschwindigkeit ist der Verschleiß und die Beanspruchung des Belagsmaterials sehr hoch. Nicht durchgefärbtes und kratzempfindliches Belagsmaterial kann nicht bearbeitet werden. Bei Belägen mit großen Fugen wird leicht das Fugenmaterial herausgekehrt und der Belag wird instabil.

Zur Flächenpflege sind Kunststoffbürsten besser geeignet. Sie haben einen geringeren Verschleiß und sind wegen der weniger aggressiven Arbeitsweise breiter einsetzbar. Zur Unkrautbeseitigung sind sie daher auch nicht geeignet. Der vorbeugende Effekt gegen Unkrautentwicklung wird leider häufig unterschätzt. Ein regelmäßiges Abkehren der Flächen verhindert die Ablagerung von organischem oder Erdmaterial. Die Flächen trocknen schneller ab und Unkrautsamen können sich nicht festsetzen und keimen.


Fazit

Mechanische Geräte zur Flächenpflege und Unkrautbeseitigung sind für viele Einsatzbereiche im Handbetrieb bis zum Unimoganbau verfügbar. Probleme bereiten der vom Gerätetyp abhängige, häufig eingeschränkte Einsatzbereich und der wegen des hohen Anschaffungspreises erforderliche hohe Auslastungsgrad.